Die Schizophrenie des Kai Diekmann


Fall 1: Böses Internetunternehmen macht schwer zugängliche Informationen leicht zugänglich, cached sie ggf. und schaufelt den Content-Erstellern Traffic und damit Umsätze zu.

Konsequenz: Hamburger Erklärung etc.

Fall 2: Gute große Zeitung, zitiert kleine Zeitschrift, Interesse wird erzeugt und mit ein bisschen Glück kaufen möglichst viele Zeitungsleser auch das Original-Magazin. (siehe  KAI DIEKMANNS BLOG.)

BILD wollte es für seine Leser natürlich genauer wissen. Denn dass das Interview für so viel Wirbel sorgte, hatte ja auch damit zu tun, dass kaum jemand den Zusammenhang kannte, in dem Sarrazins Zitate standen.

Deshalb druckten wir in der Zeitung einen längeren Auszug und stellten den ganzen Text ungekürzt ins Internet – selbstverständlich mit ausführlicher Quellenangabe (online stand sogar der sehr lange Zusatz: “Die Zeitschrift Lettre International erscheint vierteljährlich und ist in ausgesuchten Buchhandlungen und im Zeitschrifthandel an Flughäfen und Bahnhöfen erhältlich. Einzelheftpreis: 17 Euro, Jahresabo: 41 Euro. Hier abonnieren: http://www.lettre.de/aboheft.html”).

So weit, so normal: Große Zeitung zitiert kleine Zeitschrift, Interesse wird erzeugt und mit ein bisschen Glück kaufen möglichst viele Zeitungsleser auch das Original-Magazin.

Offenbar nicht. Denn jetzt sieht alles etwas anders aus. Redaktionsleiter Berberich schimpft wie ein Rohrspatz über BILD, redet von „Diebstahl“ seines Textes, will Schadensersatz und lässt sich dabei von meinem Freund Jony Eisenberg vertreten….

Lieber Herr Berberich: Da müssen Sie etwas übersehen haben. Denn natürlich haben wir das Interview nicht geklaut, sondern uns vorher die Erlaubnis zur Veröffentlichung geholt. Mein Kollege Hans-Jörg Vehlewald aus der Politikredaktion bat dafür telefonisch in ihrem Büro um den kompletten Text, den er anschließend auch per Fax bekam – versehen mit dem handschriftlichen Vermerk: „z. Hd. Herrn Vehlewald, mit Nennung der Quelle: Lettre International“ siehe ganz unten.Nun muss man BILD ja nicht mögen. Und man kann sich auch immer alles anders überlegen. Aber uns zuerst den Abdruck zu erlauben, und dann davon nichts mehr wissen zu wollen, finde ich…komisch.