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Mein Kommentar zu einem Blogeintrag auf JakBlog:

So gut ich den Blog auch sonst finde, diesmal muss ich doch widersprechen.

Journalismus und gerade Lokaljournalismus ist nunmal primär Dienstleistung.

Und für Dienstleistungen aller Art, seien es Handwerker, freiberufliche Entwickler, … gibt es nunmal im Internet sowohl Verzeichnisse als auch Ausschreibungs- und Auktionsplattformen.

Warum diese Plattformen für die Dienstleistung Journalismus bislang im Vergleich zu anderen Dienstleistungen unterentwickelt sind vermag ich nicht zu beurteilen. IMHO ist das aber kein gutes Zeichen.

So wie es sich nach den Updates liest, ist es im konkreten Fall eher eine Ausschreibungs- als eine Reverse Auctioning Plattform. (Bem.: Bei einem Verlagsgeschäftsführer wie Schumacher würde ich allerdings auch eher die Tendenz zu einer Reverse Auctioning Plattform sehen.)

Ich glaube kaum dass der Artikel sich so gelesen hätte, wenn statt Schumacher ein Herr Meier- oder Müller auf die Idee gekommen wäre die Ausschreibungsplattform http://spot.us nach Deutschland zu bringen.

Dann wäre es wohl eher die Zukunft des Lokaljournalismus resp. spannendes Experiment gewesen. Wer spot.us noch nicht kennt, der sollte sich das ganze mal dringend ansehen.

Und hier ein paar Auszüge aus dem Blogeintrag:

Schumacher indes ficht das nicht an. Seine neueste Idee, die heute auch auf der Medienseite der SZ gelandet ist, zeigt wieder einmal das alte Denken: Inhalt ist Rohstoff, den man einkaufen muss, möglichst billig. Man muss ja nicht gleich so etwas ähnliches wie Journalismus erwarten, wenn man eine Zeitung machen will. Weswegen der “Nordkurier” jetzt folgende hübsche Idee entwickelt hat: Alle anstehenden Aufträge, die für freie Mitarbeiter interessant sind, werden auf einer Online-Plattform ausgeschrieben; eine Art Journalisten-Ebay quasi. Dort beschreibt der Verlag, was er gerne hätte (80 Zeilen, 1 Bild). Interessenten können sich dort wiederum bewerben mit einem Gebot; das für den Verlag lukrativste (sprich: billigste) bekommt den Zuschlag. Lutz Schumacher wiederum kann daran nicht Unredliches erkennen und sagt gegenüber der SZ, er halte es für ausgeschlossen, dass sich freie Mitarbeiter gegenseitig im Preis drücken (was ja eigentlich Sinn und Zweck solcher Auktionen sein sollte). Für solche Sätze wünscht man ihm mindestens drei Stunden Verspätung und einen schlechten Kaffee bei der nächsten Zugfahrt.

Nicht nur aber, dass die Ware Journalismus künftig nach sehr simplen und schnöden Kriterien eingekauft wird – dazu kommt, dass der Nordkurier seinen freien Mitarbeitern, die künftig Content-Ebayer werden, auch noch eine heftige Rechteabtretung abverlangt: Die Rechte an Texte und Bilder sollen komplett an den Verlag abgegeben werden; Fotografen, so schreibt die SZ, sollen sogar die Negative an den Verlag abgeben.

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